Geschichten um den 3.Beachsoccer-Cup Karlshagen

Beachsoccer ist ein Lebensgefühl

Man schreibt den 19.Juli 2015, es geht auf 16 Uhr. Nein, es ist kein schöner Sommertag auf der Sonneninsel Usedom; der Himmel ist dunkelgrau und es ist windig, es regnet in Strömen, es sind vielleicht 14 Grad. Der Strand in Karlshagen ist wie ausgestorben – nur aus einem Zelt dringt Gejohle nach außen. Dort geht gerade die Siegerehrung des dritten Beachsoccer-Cups Karlshagen über die Bühne. Die Mannschaften mit ihren hartgesottenen Fans stehen auf den Bänken, beklatschen und bejubeln jede einzelne Platzierung, jede Auszeichnung. Emotionen kochen hoch, man liegt sich in den Armen; strahlende Gesichter überall – vollkommen ungewöhnlich für ein kleines Turnierchen im Sand, der Funsportart Beachsoccer. Denn draußen regnet es immer noch wie aus Eimern...

Eigentlich steht Beachsoccer für Sonne, braungebrannte und muskulöse Körper, für coole Typen mit wenigstens drei (leicht bekleideten) Mädchen im Arm. Doch hier ist alles ein wenig anders, nicht nur wegen des Wetters und der ungewöhnlichen Siegerehrung im Zelt. Hier spürt man einen Zusammenhalt, der Beachsoccer zu einem Lebensgefühl macht. Denn ein großer Teil derjeniger, die noch fleißig jubeln, werden in wenigen Minuten das Areal einreißen, werden noch Stunden später Bänke schleppen, Zelte auseinanderbauen, Wagen beladen. Nein, hier schont sich keiner. Domi hat das Kommando übernommen, damit der Hänger mit den sauschweren Tribünenteilen und der Musikanlage beladen wird, die fleißigen Mädchen stehen auch dick eingepackt im Regen, machen sich mutig an Tor- und Fangnetzen zu schaffen. Hoffi und Jenner haben die Kabeltrommel abbekommen, ziehen und zerren an der 105meter langen Verbindung zum „Festland“. Und mit klammen Fingern bauen sich die neuen Riesenzelte auch nicht leichter ab, als auf. Manche Flügelmutter verschwindet im feuchten Sand. Dann auf Kommando zapft Mandy im Rekordtempo die letzten Bierchen, denn Timmi – befreundeter Held der Kurverwaltung – ist mit dem Allrad-Bagger vorgefahren, will den Bierwagen abtransportieren. Über Stunden sind rund 20 Mann dabei, den Strand so leer zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Man arbeitet Hand in Hand, erzählt sich eher Witze und Anekdoten, als dass man über die zugegeben schwere Arbeit an einem verregneten Sonntagabend mault. Erst spät, gegen 22.30 Uhr, werden die letzten ihre Pizza im geheizten Aufenthaltsraum auf dem Karlshagener Sportplatz essen....Und doch sind alle irgendwie glücklich oder zumindest zufrieden.

Unglaublich der Gedanke, dass das ganze Ding auf der Kippe stand...

Es ist Freitag früh, 7 Uhr, die Sonne gibt ihr bestes. Es ist ein herrlicher Tag. Gut ein Dutzend United-Mitglieder sind voller Tatendrang, freuen sie sich doch auf ihr 3. eigenes Turnier im Karlshagener Strand. Diesmal war man klüger, hat alles schon am Vorabend anliefern lassen, um zügig und mit geringerem Aufwand als in den Vorjahren das einzigartige – und an der Küste Mecklenburg-Vorpommern ist es einzigartig – Beachareal aufzubauen. Schließlich erwartet man Gäste aus vier Bundesländern, aus allen Himmelsrichtungen. Und schließlich freuen sich die United-Mitglieder auf die United-Mitglieder. Man sieht sich schließlich nicht jeden Tag. und zusammen haben sie noch jedes Ding gerockt....

Ab geht die erste Fuhre, der Strand ist belegt, weit und breit keine Menschenseele – halt, stopp, das muss ein falscher Film sein... Ne Stunde später herrscht ziemliche Klarheit – hier schiebt sich nix zusammen, der Strandkorbverleiher stellt sich stur. Das muss doch irgendwie zu klären sein, ist doch alles abgesprochen, wo ist das Problem? Ach ja, man ist doch im falschen Film....

8.30 Uhr, die Kurverwaltung öffnet, der Strandkorbverleiher will kommen, es muss doch eine Lösung geben....

Nichts geschieht. Vitus und Olaf stehen wie dumme Jungen in der Gegend, die ihre Schulmilch vergessen haben. Keine Marketing-Chefin im Hause, der Strandkorbfuzzy lässt sich Zeit. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit: Haut der Gemeinde den ganzen Scheiß vor die Füße, macht ein Fass auf, das die Jobs wackeln, wo bleiben Fernsehen, Radio, Zeitung – so wurde man schließlich noch nie behandelt...     

Neee, nichts der Gleichen. Die beiden vor der Tür stehenden Doofen beschließen: Den Tag, das Turnier lassen wir uns nicht versauen, komme, was wolle, denn wir sind Hohensee United.

Noch in Gedanken, ob man sich von der nahen Tankstelle nicht ein Bier holt, nimmt die Sache dann doch Fahrt auf. Strandkorbverleiher Kargoll kommt und hat einen Plan. Dank Frau Schlieter (Philipps Mutter) gelingt wohl eine Absprache mit der im Urlaub befindlichen Kurdirektorin (ja Kurdirektoren haben auf Usedom im Sommer frei). Die beiden dummen Jungs in Beachkleidung sind einverstanden. Nun muss man sich trennen. Vitus verschwindet im Bäring-Transporter (der hätte dieser Tage aber auch anders beschriftet sein müssen), Olaf steigt in Kargolls Wagen. Hier glätten sich die Wogen, Alexander ist umgänglich, stellt eine andere, schönere und viel größere Fläche zur Verfügung. Und übernimmt die Stromrechnung (ich will ja schließlich auch was sponsern). Vitus verbreitet die frohe Kunde unter dem United-Rest. Denn alle haben wohl gedacht, na was die beiden da wohl zaubern, so eng kann das doch alles nicht gewesen sein, die beiden Aufschneider...

Nun geht es aber wirklich los. Die Männer waren ja schon fast eingerostet. Gleich 10 Uhr und noch immer nichts passiert. Doch Totti und Erik markieren schnell das Areal, der Bierwagen wird in die Ecke gestellt, der sorgfältig erarbeitete Aufbau-Plan einmal gespiegelt... Jetzt kommen Konni, Enrico, Robert angeschlendert. Sie hatten die Warterei auf dem Sportplatz satt. Ein Stein fällt vom Herzen, denn Konni ist schließlich Zeltaufbau-Weltmeister und Enro der Logistik-King. Das Wetter ist noch immer prima, das Arbeiten macht Spaß. Doch noch immer hakt es an allen Ecken. Der Strom ist noch nicht da, letztendlich nehmen das Alexander Kargoll und Kurverwaltungs-Timmi das Ding in die Hand, bauen einen Zähler dazwischen, der Bierwagen geht ans Netz. Vitus fehlt an allen Ecken, doch der muss sich um Totti kümmern, der noch Urkunden druckt. Schließlich fehlen noch die Latten und das Gestänge für die Fangnetze. Enro nimmt wie ganz selbstverständlich noch eine Kindermannschaft in den Turnierplan mit auf, während andere mit der Musikanlage kämpfen. Das kann aber erst Hobby-DJ Mike auf die Reihe kriegen, scheiß Einweisung... Und diese Tribünenteile, wie gehören die nochmal zusammen? Es wird schon dunkler und windiger, als sich dann zehn Mann an die Spannriemen hängen, um die Fangnetze zu richten – und doch müssen Löcher neu geschachtet, mancher Haken umgesetzt werden. Doch das Ding hat Formen angenommen. Nicht ohne Stolz kann man den Blick in die Runde schweifen lassen. Todschick die neuen Zelte, akkurat die Werbebanden, megageil das große Spielfeld – und alles gehört uns und ist schon bezahlt. 21 Uhr: Pizza essen, Kriegsrat halten. Gute Nacht, Marie...

United-Blau bestimmt das Areal

Im Nachhinein ist es schon lustig, dass die Frühstücksgänger auf dem Rückweg mit ihren Brötchenkisten erst einmal so richtig nass geregnet wurden. Längst hatte man sich ein so dickes Fell zugelegt, das keine Laus über irgendeine Leber laufen konnte. Die ersten Kinder trudeln ein und machen das Verpflegungszelt zur Rabaukenhöhle. Doch mit dem Regen war´s bald vorbei und so konnte man fast pünktlich sich auf das Eigentliche besinnen: Gute Gastgeber sein. Und ohne falsche Bescheidenheit: Was Hohensee United da auf die Beine gestellt hat, lässt sich nicht in Worte fassen. Der an sich kleine Verein entpuppte sich als etwas ganz großes. Überall blitzten die blauen Cup-Shirts im Areal und zeigten, wie breit die United-Familie aufgestellt ist. Ja, sie ist ein guter Gastgeber, vielleicht sogar die Beste.

Irgendwo steht, dass der Beachsoccer-Cup unser Baby ist. Und um sein Baby macht man sich natürlich Gedanken, vielleicht mehr, als man müsste. Für unser Baby ist eben auch nichts zu schade, man hegt und pflegt es, es bekommt von allen Seiten Aufmerksamkeit. Natürlich macht so ein Baby auch mal Sorgen, manchmal sogar richtige Probleme. Und man kann die geleistete Arbeit nicht in Stunden und die Kosten nicht in Euro messen. Und doch macht man alles unglaublich gern, man ist stolz auf so „ein Werk“. Weil so ein Baby, unser Baby, eben geliebt wird.

 

2. Geschichte um den 3. Beachsoccer-Cup Karlshagen

Viel, sehr viel ist bereits geschrieben worden und noch immer ist längst nicht alles gesagt. Der Dank an die United-Familie war bislang sehr oberflächlich, die gewohnte Schilderung der Leistung der einzelnen Aktiven musste dem Großen-Ganzen weichen. Und letztendlich will man sich auch gar nicht in den Himmel loben. Doch Chronistenpflicht führt des Schreibers Feder....

Jetzt müsste ein Kapitel kommen, das jede einzelne Leistung würdigt, dann wäre jetzt hier von Melonen-Julia (ich kann keine mehr sehen), Grillwurst-Katja (und der Kerl ist auf nem Festival) und Mische-Franzy (Robert kriegt nur die Hälfte) die Rede; Tusch-Cindy und Haudrauf-Anna kämen zu Wort, na und Lukas „hat ja nu gleich gar nüscht gemacht“. Jeder einzelne soll und darf sich an dieser Stelle gedrückt fühlen. Hohensee United hat sich in diesen Familien-Angelegenheiten weiterentwickelt. Längst fragt Robert, wo er helfen kann, Big Hoffer kümmert sich um den Verletzten (selbst wenn er dafür weite Wege gehen muss), längst werden von Tino, Heiner, Heiko Aufgaben gesehen und wie selbstverständlich erledigt. Püppi sorgt immer und überall für gute Laune, ist dabei traurig, kann er doch selbst nicht spielen. Unsere Mädchen sind dabei die größte Freude: Nicht nur hilfsbereit und aufmerksam – sondern sie lachen ständig und sind sowieso die Hübschesten.

Trotzdem sollen an dieser Stelle drei Einzelbeispiele folgen, die ein Extra-Danke verdienen...

Erik

Er ist schon am Donnerstag mit dabei, als die erste Ware gekauft wird, er ist auch abends am Start, als der erste Hänger Mölschow in Richtung Karlshagen verlässt. Nicht ungewöhnlich – er ist ja United. ABER: Natürlich ist er lautstark, hat die besten Lösungen, wie immer erst hinterher....

Freitag früh ist er natürlich auch mit von der Partie und man erlebt eine Wandlung. Schnell ist er, als es wichtig wurde, jetzt kommen Ideen – bevor man sie in die Tat umsetzen kann. Kein Lamentieren – und anpacken kann er ja...Selbst wenn die dicke Kabeltrommel Sperenzien macht und Physik (Verhalten einer Spule) nicht sein Studienfach ist.

Erik ist auch weiter nur lustig, weniger laut. Gibt Fehler zu und wird auch nicht maulig, als das „Familienfoto vor der Werbebande“ am Sonnabendabend nicht klappt. Und weil er als fleißiger Schiedsrichter wohl auch bemerkt, dass nicht „immer alle gegen ihn sind“, ist er auch im Sand einer der besten, ohne Theater und ohne „So-wurde-ich-noch-nie-behandelt“...

Claudia

Schon früh morgens steht sie im Bäckerladen, muss eben arbeiten; in der Saison auf Usedom nichts Ungewöhnliches. Mit größter Sorgfalt füttert sie die hungrigen United-Mäuler, denn natürlich war reserviert. Die zweifache Mutti rennt nach der Schicht an den Strand, um die große Verkaufscrew zu unterstützen. Hier ist mittlerweile Hochbetrieb. Claudia hat alles im Blick, zapft Bier, überredet den wankelmütigen Kunden zum Verzehr, steht nach sieben Stunden im Wolfsteller nochmal so lange am Hahn. Und als Fachfrau ist sie nicht zu ersetzen. Sie sieht, dass die Brötchen längst nicht reichen. Schnell wird nachbestellt und für den Sonntag ein größerer Posten geordert. Zwischendurch muss sie natürlich auch mal die eigenen Kinder streicheln, die mit Oma und Opa am Strand schlendern. Was keiner weiß: Eigentlich ist sie krank, seit Tagen schon. Ruhe hätte gut getan...

Doch Claudi schläft sogar am Strand und weckt die Orga-Zelt-Bagage schon früh – denn sie hat ihren Wecker nicht ausgestellt. Schnell macht sie sich schick – und geht mit den Bengels frühstücken – in den eigenen Laden, wo sie noch selbst mit Hand anlegt.

Bis Mittag hilft sie noch auf dem United-Areal, dann geht’s zur Schicht. Denn der Wolfsteller hat auch sonntags geöffnet. Sie bringt es gerade so über die Runden, Montag muss sie dann doch zum Arzt....

Enrico

Es fällt besonders schwer, Enrico zu loben und der Schreiber weiß gar nicht, ob er es veröffentlicht. Vielleicht hätte auch Orga-Chef Vitus an diese Stelle gehört, doch irgendwann müssen die folgenden Worte auch für und über den United-Erfinder einmal sein. Ohne ihn wäre alles undenkbar. Dass wir Beachsoccer spielen, ist sicherlich Totti zuzuschreiben, dass aber United wie United funktioniert, ist Enros Verdienst. Wie man sich organisiert, wer, wann, wohin fährt; wie man gegen wen spielen muss. Enro fühlt sich für alles zuständig, Enrico ist für alles zuständig. Wo andere eine Wand sehen, da geht er durch, wenn andere ins Grübeln kommen, sagt er: „Das wird gemacht.“. Selbstverständlich sind alle „am Machen“. Aber einer ist da, der feuert an, der fragt nach, der reißt alle anderen mit – und zwar immer.

Also auch beim Beachsoccer-Cup Karlshagen. Während vor Ort Vitus den Kopp voll hat, sitzt in Bergfelde das pulsierende United-Herz. Seit Monaten geht es um das Turnier, seit Wochen ist er 24 Stunden am Tag damit beschäftigt. Natürlich wollen zwei Kinder ihr Recht, auch der Job ist nicht immer Zuckerschlecken, doch da ist immer noch viel Platz. Alle Kontakte zu den Teams – ob bei den Kindern oder Männern – hält Enrico, er macht Totti Druck, weil die Pokale noch nicht bestellt sind; Einzelheiten im Detail werden besprochen. Überhaupt muss man ihn gründlich nennen, zur Perfektion neigend. Hat jeder sein Trikot? Wer hat noch keinen Beitrag bezahlt? Was läuft auf der Homepage? Alle Bereiche, wirklich alle Bereiche werden abgedeckt. Wie war die Kalkulation aus dem Vorjahr, stehen die Kühlschränke, wer hat die Bälle? Die Liste lässt sich ins unendliche schreiben. Beim Aufbau der Location bringt sein logistisches Verständnis uns zur Meisterleistung. Wenn es irgendwo hakt, kümmert er sich selbst, delegiert eigentlich zu wenig. Sollte irgendwo Panik aufkommen – nicht bei Fahl.

Natürlich hat er die Spielpläne gemacht. Ein Team kommt bei den Kindern zu? Kein Problem. Bei den Männern fehlt eins, auch kein Thema. Die Schiedsrichter werden von ihm eingewiesen, die eigenen Mannschaften eingeteilt. Ansprechpartner ist er für alle unsere Gäste, erklärt Regeln und hat Zeit für Schwätzchen. Bis in die Nacht haben dann der Präsident und sein Vize den Bierwagen unter sich. Die Finanzen hat man besser selbst im Griff und im Blick....

Nein, er spielt sich nicht in den Mittelpunkt, macht nicht auf großen Boss – obwohl er es ist.

Normalerweise glänzt er auch noch auf dem Spielfeld, ob als herausragender Keeper oder genialer Torschütze. Das konnte er beim eigenen Turnier nicht, das hatte sich einfach nicht ergeben. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend und hoffentlich bald setzt er sich und uns eine Krone auf.

Ja, es ist gewagt, drei aus dem bunten Pulk der United-Familie herauszuheben. Aber was wagt man nicht alles für diese United?